Alles über Wein

Die Weingeschichte Deutschlands

Ein kurzer Rückblick von der Steinzeit bis zur Neuzeit, von den Dinosauriern zu den Römern.

 

Alleine über die Geschichte und Herkunft der Weinrebe und des Weines ließen sich Bücher füllen. Manche Quellen gehen dabei tatsächlich bis zurück in die graue Vorzeit, die damals noch von Dinosauriern besiedelt war. Paläontologen fanden wohl kreidezeitliche Versteinerungen aus der auch heute noch weitverbreiteten Pflanzenfamilie der Reben. Das ist zwar sehr interessant, aber im Zusammenhang mit dem Kulturgut Wein nicht weiter von Bedeutung.

 

Für uns relevant wird die Geschichte erst wieder nach der letzten Eiszeit, also ganz grob ca. 10 000 v. Chr. Traubenrückstände in prähistorische Fundstellen im Rhein- und Rhonegebiet und längs der Donau lassen darauf schließen, dass damals schon irgendwer ein gesteigertes Interesse an den Früchten des Rebstockes hatte. Der Weg von der Traube über den Saft zum Wein ist nicht besonders weit und er geht sich quasi ganz von alleine.Wem diese Geschichte zu phantasievoll und spekulativ vorkommt, der darf sich gerne an die alten Indogermanen und Ägypter halten, die nachgewiesenermaßen 3000 bis 5000 Jahre vor unserer Zeitrechnung Wein bereiteten. Über die Phönizier, Griechen und alten Römer fand die Weinrebe (Vistis vinifera) dann schlussendlich den Weg zu den Galliern und Germanen.

 

Die alten Römer sorgten sicherlich für die Verbreitung der Volksdroge Alkohol in Form von Wein. Ob sie aber tatsächlich für die Einführung dieses Kulturgutes in unseren Breiten verantwortlich sind, oder ob es sich bei der Verbreitung einer Droge um einen gewissen Automatismus handelt, dürfen gerne gelehrte Volksschullehrer, Philosophen und andere kluge Akademiker diskutieren. Fakt ist, dass es in unseren Breiten immer noch Wein und Weinbau gibt. Eine weitere Tatsache ist, dass fast der gesamte Wein, der heute weltweit produziert wird, von Vitis vinifera Arten, also von Weinreben gewonnen wird, die mutmaßlich aus Transkaukasien (dem heutigen Georgien und Armenien) stammen.

 

Wahrscheinlich erwiesen sich gerade diese Arten als äußerst wohlschmeckend bzw. besonders geeignet um daraus Wein herzustellen. Schon bei den alten Römern waren ca. 130 verschiedenen Rebsorten bekannt die alle auf diese Urrebe zurückgehen. Nach dem sich das Römische Reiches in seine Bestandteile aufgelöst hatte und die besetzten Gebiete wieder von germanischen Stämmen "regiert" wurden, ging die Weinproduktion in deutschen Landen stark zurück. Scheinbar tranken die Germanen lieber Bier, als den doch allzu oft recht saueren Wein, der damals normalerweise gesüßt und mit Kräutern aromatisiert wurde. Manche Historiker geben der römischen Praktik den Wein zu süßen auch eine Mitschuld am Niedergang des Imperiums. Sie wussten ganz einfach nicht, dass Bleiazetat giftig ist. Bleiazetat schmeckt süßlich und bildet sich, wenn man Wein in Bleitöpfen langsam vor sich hin kochen lässt. Dieser antike Süßstoff bildet sich aus dem Schwermetall Blei, das mit der natürlichen Essigsäure des Weines eine Bindung eingeht. Über einen längeren Zeitraum in hohen Dosen eingenommen ist solcher Bleiazetat-Wein erstens ungesund und zweitens tödlich. Vielleicht würden wir heute noch Latein sprechen wenn die Römer nicht soviel Wein getrunken hätten.

 

Von den Römern zu den Amerikanern

Bevor es jedoch so weit war, dass die Römer den Rückzug über die Alpen antraten hatten sie genug Wissen und Können in Sachen Weinbau bei den alten Germanen und Galliern gelassen, um diese wohlschmeckende und berauschende Fertigkeit am Leben zu erhalten. Besonders die Geistlichen machten sich verdient um den Erhalt römischer Traditionen, zu denen eben auch der Wein gehörte. Hier sind viele lustige Geschichten aus dem klösterlichen Leben mit und um den Wein erhalten geblieben, die den Anschein erwecken, dass das damalige Klosterleben einige Annehmlichkeiten bot.

 

Sicher sollte hier noch kurz Karl der Große, einer unserer ehemaligen Stammesfürsten, erwähnt werden. Er gilt gemeinhin als Erfinder der Buschenschenke, Häckerwirtschaft, Besen- oder Straußenwirtschaft. Er verfügte per Gesetz, das übrigens immer noch gilt, dass auf jedem Weingut sogenannte "Strauß-Wirtschaften' betrieben werden dürfen. Der Ausschank von Wein wurde dabei durch das Aushängen von Sträußen und Kränzen anzeigten. Hier bemerkt man ganz nebenbei, dass sinnvolle Gesetze eine extrem lange Halbwertzeit haben.

 

Weiter geht's mit großen Schritten Richtung Neuzeit. Zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert stieg die Weinproduktion in Deutschland und Frankreich stark an. Wein war "damals" kurzzeitig sogar das Hauptexportgut Frankreichs. Historiker führen den damaligen, zumindest für heutige Verhältnisse, extrem hohen pro Kopf/Tag Verbrauch von ca. einem Liter auf den Mangel an sauberen Trinkwasser zurück. Wein enthielt Alkohol und Alkohol desinfiziert.

 

Die damaligen hygienischen Verhältnisse taten wohl ein Übriges, besser Wein als Wasser zu trinken. Im 17. Jahrhundert fand eine Innovation den Weg zurück in den Weinbau. Die Flasche und der Verschluss mit Kork für die Aufbewahrung des Weines, wurden wieder entdeckt. Die Römer kannten diesen Trick zwar schon, hatten wohl aber nicht alle ihre Tricks ihren germanischen Feinden verraten.

 

Von einer antiken Supermacht machen wir nun den gewagten Sprung zu einer immer noch aktuellen: den Amerikanern. Sie bescherten den Weinbau des alten Europa den bisher schwersten Schlag. Durch den Import von Rebschädlingen wie der Reblaus und Krankheiten wie Oidium und Peronospora brachten sie den kompletten Weinbau Mitteleuropas annähernd zum Erliegen. Seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts trieb die kleine Laus aus Amerika den Winzern die Sorgenfalten ins Gesicht. Der Wurzelschädling vernichtete einen Großteil der europäischen Weinberge, bis man auf die schlaue Idee kam, Kulturreben auf resistente amerikanische Wildreben aufzupfropfen. Seitdem sind nur noch die amerikanischen Pilzkrankheiten Oidium und Peronospora ein Thema. Diese lassen sich jedoch mit einheimischen und US amerikanischen Spritzmitteln einigermaßen bekämpfen. Es bleibt die Hoffnung, dass durch pilzresistente Neuzüchtungen auch dieses Problem bald der Vergangenheit angehört.